Grundschule Bockenem

Aus der Sicht der Lehrerinnen:

Mit viel Vorfreude, aber auch etwas Bangen sahen wir den Tagen entgegen: 40 Kinder aus zwei Klassen sollten sich in Gruppen finden, Zirkusnummern entwickeln, ein Programm aufstellen und eine Vorführung für die anderen Schulklassen geben- wird das was?

Damit das klappen konnte, waren wir auf die Mithilfe der Eltern angewiesen. Wir brauchten für 4-5 Schüler jeweils einen Erwachsenen, der die Betreuung einer Gruppe übernehmen konnte.

Bevor das Projekt mit den Kindern startete, fand ein Elternabend zur Einführung statt.

Unsere Augen wurden immer größer, als die Zirkusmaterialien ausgepackt wurden: Jonglierteller, Keulen, Rollbretter, Balancierball, Einräder, Leitern- beim Ausprobieren scheiterten wir fast alle kläglich! Unser Trost: wir mussten es nicht beherrschen, sondern nur den Kindern einige Hilfen geben. Unsere Befürchtung: Wenn wir das schon nicht konnten, wie sollte es den Kindern gelingen?

Und dann ging es los: Ein Zirkusanhänger fuhr auf den Schulhof, bekannte, aber auch seltsame Dinge wurden ausgeladen, aufgebaut und jedes Kind durfte alles ausprobieren! So verging der erste Vormittag wie im Flug. Einige Schüler entdeckten sofort eine Vorliebe für ein bestimmtes Gerät, andere probierten verschiedene Sachen aus.

Für uns war es spannend zu sehen, wie sich bei den Kindern Zutrauen in ihre Fähigkeiten entwickelte, der Mut zunahm, sich an Neues heranzuwagen, wie sie Begabungen und neue Seiten an sich entdeckten- und nicht nur an sich, sondern auch die Klassenkameraden in einem neuen Licht sahen.

Am zweiten Vormittag mussten sich die Kinder auf eine Nummer und auch eine Gruppenzusammensetzung festlegen. Natürlich klappten diese Prozesse nicht bei allen Gruppen sofort und reibungslos. Aber die Begeisterung der Kinder setzte so viel Fantasie und Kreativität frei, um die Nummern zu entwickeln, auszubauen, umzuändern, so dass am Ende jeder seine Rolle gefunden hatte und in das Programm eingebaut worden war.

Ein zweiter wesentlicher Eindruck dieses Tages war für uns die Energie, Zielstrebigkeit und Ausdauer, die die Kinder beim Üben entwickelten. Kinder, die im Schulalltag kaum in Erscheinung traten, entwickelten zum Teil einen Ehrgeiz, Frustrationstoleranz und auch Fertigkeiten, die nicht nur uns, sondern auch die Mitschüler in bewunderndes Erstaunen versetzten.

Der dritte Vormittag stand im Zeichen der bevorstehenden Aufführung. Die Nummern wurden immer wieder geprobt- bis hin zum Verbeugen- letzte Kostümfragen geklärt, die passende Musik ausgewählt und die Bühne aufgebaut.

Das Lampenfieber wuchs beträchtlich, als am Tag der Vorführung die Stellprobe in der Manege stattfand. Jetzt waren Selbstdisziplin, Konzentration und Gruppenbewusstsein gefragt!

Und dann kam die Vorstellung!

Zwei Zirkusdirektoren führten durch das Programm: Clowns, Leiterakrobaten, Einradfahrer, Balancenummern auf Kugeln, Cowboys, Zauberer, Bodenakrobaten, Flaggentänzer, Cheerleader...wechselten sich ab. Die Beleuchtung, die Kostüme und die Musikunterlegung der Nummern taten ein Übriges. Die Zuschauer waren begeistert und alle Leistungen wurden durch viel Applaus anerkannt.

Die Auswirkungen auf die Klasse und auf den einzelnen sind beeindruckend. Man traut und mutet sich bedeutend mehr zu. Nicht zuletzt ist auch das Gemeinschaftsgefühl und die Akzeptanz des anderen gewachsen.

Als günstig stellte sich auch die Mischung mit einer anderen Klasse heraus, da hierdurch die Klassenstruktur von vornherein aufgebrochen wurde. Einigen Kindern fiel es leichter, ihre alte Rolle zu verlassen bzw. neue Akzente zu setzen.

Das Projekt war für uns alle eine Bereicherung und es war mit Sicherheit für viele unserer Schüler ein zentrales Erlebnis in ihrer Grundschulzeit!

(Urte Gräbig, Ruth Richers)

 

Eindrücke vom Elternabend:

 

 

 

Aus der Sicht einer Mutter:

Manege frei!

Der Zirkusdirektor von MiMa wirft uns Keulen zu "Jonglieren Sie mal! Halten Sie Ihre Arme an den Körper und drehen Sie die "Keule" mal in der rechten Hand und werfen Sie sie dann in die linke Hand!" - das war der Beginn eines Elternabends in Vorbereitung zu einem besonderen Zirkusprojekt der Grundschule Bockenem.

Ziel war u.a. soziales Lernen zwischen jüngeren und älteren Schülern zu fördern, was wiederum das Wissen um die eigenen Fähigkeiten voraussetzt. So fand das Projekt jahrgangsübergreifend mit einer 3. und einer 4. Klasse statt. Im Elternabend wurden mögliche Formen von Darbietungen präsentiert, ehe es am nächsten Tag mit den Kindern losging. Die Kinder waren gespannt und aufgeregt, während ihnen zunächst verschiedene Angebote vorgestellt wurden, von denen sie sich für eins entscheiden sollten. Eine Gruppe von 4 Jungen fand sich spontan zum Flaggentanz zusammen, sie wirbelten ihre Fahnen wild um sich. Eine andere Gruppe von Jungen fand sich auf den Akrobatikleitern zusammen, eine Mädchengruppe wedelte mit großen roten und blauen Cheerleader-Pompons herum, große und kleinere Kindern sprangen mit dem Springseil oder bewegten sich grazil auf einem Hochseil, bei dem es besonders um Balance ging. Bereits am Ende des ersten Tages fanden alle Kinder ihre "Spezialitäten", vom Einradfahren bzw. üben, zum Balanceakt auf einer Laufkugel, einige schlüpften in große Tanzsäcke und übten eine Choreographie, andere übten sich in der Clownerie, wieder andere lernten Zaubertricks. Nach dem Einführungs- und Entscheidungstag ging es dann an den kommenden zwei Tagen um das Training und das Entwickeln einer Mini-Dramaturgie, damit für den großen Auftritt am letzten Tag alles sitzt und jeder sich sicher in seiner Rolle und mit seiner Darbietung fühlt. Zwischendurch wurden ermutigende Lieder geträllert "Ja, du schaffst das!" - noch immer klingt das Lied in meinen Ohren, wie ein Ohrwurm brennt es sich in jede Zelle meines Körpers.

Ich übernehme die Begleitung von vier jungen Mädchen im Alter zwischen 9-10 Jahren, sie haben sich für Akrobatik entschieden. Schnell wurden die unterschiedlichen Fähigkeiten der Mädchen deutlich, eine übernahm die Verantwortung für die Basis, sie bildete den unteren Block, eine andere schloss sich an. Eine entwickelte sich zur "Top-perin", schnell sprang sie überall hinauf und bildete den Abschluss. Den Übergang zwischen Basis und Top gestaltete ein schlankes, gelenkiges Mädchen mit guten sportlichen, hier: turnerischen, Fähigkeiten.

Wie sollte ich aus den zwei Pärchen eine Gruppe machen? - das war die Frage, die mich am meisten beschäftigte. Als der Zirkusdirektor kam, entwickelten wir zügig die Figuren für den Auftritt, und los gings mit Üben, Üben, Üben.

Wir wählten ein gemeinsames Outfit und eine passende Musik zu unseren Übungen aus. Die Kinder bewegten ihre Körper miteinander, kletterten gegenseitig auf die Rücken und Schulterblätter, hielten sich gegenseitig und ganz selbstverständlich. Voller Freude zeichneten sie ihre Lippen mit einem roten Lippenstift nach, banden sich rote Tücher als Stirnband um den Kopf und los gings zu dem großen Auftritt. Bei ihrer Performance waren sie in der Lage, als EIN Team aufzutreten, man sah ihnen ihre Erleichterung an, als sie den Applaus ernteten.

So können sie begeistert und fröhlich das Zirkusprojekt in Erinnerung behalten und haben ein Gefühl für ihre eigenen Stärken und die Beziehung zu sich selbst (wieder-)entdeckt. In der Abschlussrunde bemerkten sie, wie wichtig Teamarbeit ist und wie sie mutig neue Wege gegangen sind.

Alle Kinder gemeinsam führten eine zauberhafte Darbietung auf, jeder nach seinem Stil und seinen Neigungen, das Publikum dankte den Artisten für ihre großartige Leistung. Projekt gelungen!

Großen Dank an AK. M., AK. K., M. und S.

Unter Akrobatik (über Französisch acrobate, von griechisch „auf Zehenspitzen gehen“), versteht man allgemein körperliche Bewegungen, die hohe koordinative und konditionelle Anforderungen an den Ausübenden stellen.

(Sabine Harbort, Bockenem, den 24.02.2012)

 

Eindrücke von den Proben:

 

 

 

 

 

Aus der Sicht einiger Schüler:

Jessica (4c):

Das Zirkusprojekt war eine tolle Sache. Wir durften einen Tag lang alles ausprobieren und mussten uns dann für eine Sache entscheiden- das war nicht leicht! Als wir alle uns für unsere Sache entschieden hatten, mussten wir üben, üben, üben, damit alles für den Auftritt sitzt. Die Kinder, die schon richtig gut Einrad fahren konnten, durften zusätzlich eine Extra-Nummer einüben.

Alle Kinder der 3a und 4c hatten Spaß bei den Proben!

Als der Tag der Aufführung gekommen war, waren wir alle sehr aufgeregt, aber trotzdem war die Vorstellung super! Alle eingeübten Nummern liefen gut und waren richtig toll!!

Das ganze Zirkusprojekt war toll und hat viel Spaß gemacht und die Vorstellung ist uns allen gut gelungen. Nun ist nach dem Wochenende wieder richtige Schule, das ist schade, denn wir hätten gerne noch lange weitergemacht mit dem Zirkusprojekt!! :-)

 

Leon-Maurice Burkert (Flaggentänzer), Marius Zajons (Cowboy und Direktor) (3a):

Die Tage vor der Vorstellung

Jede Gruppe muss zusammenhalten, um solch eine Vorstellung hinzubekommen. Aber dahinter steckt außerdem viel Übung, Disziplin und Mi ma, also Mitmachen. Viele von euch denken, es wäre einfach. Aber es ist nicht so. Wenn ihr euch als Flaggentänzer verheddert, dann müsst ihr erst mal alles enttüddeln und das ist echt schwierig. Genauso mussten die Cowboys viel lernen, um das Ziel zu erreichen. Das Zerschlagen der Zeitung kann sehr schmerzhaft sein, wenn der Partner mit der Peitsche daneben trifft. Zum Glück hat sich niemand verletzt.

Die Übungstage Dienstag, Mittwoch und Donnerstag sind gut verlaufen. Aber dann kam die Vorstellung. Ich hatte selber Angst, dass unsere Nummer schief geht! Aber am Ende hat sich herausgestellt, dass unsere Nummer ein Erfolg war, genau wie die anderen.

Ich war ja auch Moderator und hatte gedacht, das schaffe ich nicht. Aber es ist gut ausgegangen.

Jeder Gruppe hat das Üben viel Spaß gemacht und am Ende hat es sich gelohnt. The end